"Mädchen können kein Fußball spielen" - Doku über echte Fußball-Pionierinnen | Breitbild
Die ARD-Doku blickt auf den steinigen Weg des Frauenfußballs in West- und Ostdeutschland | FluxFM Filmkritik
03.07.2025 Ron Stoklas
Mit zwei gewonnenen Weltmeisterschaften, acht EM-Titeln und einer Goldmedaille bei Olympischen Spielen gehören Deutschlands Fußball-Frauen zu den erfolgreichsten Kickerinnen der Welt. Der Weg zu dieser Titelsammlung war aber steinig. Lange Zeit war es Frauen und Mädchen hierzulande durch den Deutschen Fußball-Bund verboten, im Verein zu kicken.
Die Doku Mädchen können kein Fußball spielen (VÖ: 03.07.2025, ARD Mediathek) beleuchtet diese Geschichte und stellt Pionierinnen des deutschen Fußballs der Frauen - in West und Ost - in den Mittelpunkt. FluxFM-Redakteur Ron Stoklas über den Film.
Faszinierende Frauen und der Kampf um den Fußball
Der 30. Juli 1955 ist ein einschneidender Tag für den deutsche Fußball - damals verbietet der Deutsche Fußball-Bund den Frauenfußball. Konkret untersagt der Verband bei seinem Bundestag den Mitgliedsvereinen "Damenfußball-Abteilungen zu gründen oder Damenfußball-Abteilungen bei sich aufzunehmen oder Plätze für Damenfußballspiele zur Verfügung zu stellen".
Es ist ein Verbot, das die Frauen in Westdeutschland aber nicht vom Kicken abhält. Diesen Pionierinnen - und ihrem Kampf um den Fußball - widmet sich die Doku Mädchen können kein Fußball spielen. Eine von ihnen ist Christa Kleinhans.
"Warum können wir nicht Fußball spielen? Dieser Gedanke, hat mich jahrelang verfolgt. Bis meine spätere Freundin sagte: 'Hör mal, haste nicht Lust bei uns zu spielen?' Ich sagte: 'Ja, bei wem den?' 'Ja bei Fortuna Dortmund! Das ist ein Verein, der hat die Frauenmannschaft gegründet.' 'Ja', sag’ ich, 'Ja natürlich! Ich komm’ gucken!'" - Christa Kleinhans in Mädchen können kein Fußball spielen
Beim Gucken bleibt es nicht. Kleinhans steht in den 1950ern und 1960ern hunderte Male auf dem Platz - für Fortuna Dortmund und die damals noch inoffizielle Nationalmannschaft. Erstmals läuft sie für diese am 16. März 1957 beim Duell Westdeutschland gegen Westniederlande auf - und das vor 14.000 Zuschauer*innen im Münchner Dante-Stadion. Es ist eine Partie, die Kleinhans in Erinnerung bleibt - auch weil sie zwei Toren zum 4:2-Sieg der deutschen Frauen beisteuert.
Berichtertattung 1957: "Wer allerdings nur aus Gaudi oder Sensationslust gekommen war, kam nicht auf seine Kosten. Die Damen spielten fair und zeigten verschiedene gute Kombinationen."
Kleinhans: "Es war so etwas schönes und wie wir auch von der Presse gelobt worden sind."
Berichterstattung 1957: "Das vierte Tor ist eine Meisterleistung. Lattenschuss, Rückzieher und Tor!"
- Auszug aus Mädchen können kein Fußball spielen
Berichterstattung voller Sexismus und Herablassung
So positiv klang es nicht immer. Oft war der mediale Ton herablassend, wie sich Bärbel Wohlleben - die erste Frau, der die Auszeichnung für das Tor des Monats der ARD Sportschau verliehen wurde (wohlgemerkt für einen Treffer beim 4:0-Sieg ihres Vereins TuS Wörrstadt im ersten offiziell vom DFB durchgeführten Finale um die deutsche Meisterschaft der Frauen ) -, und Anne Trabant-Haarbach, die Kapitänin beim ersten offiziellen Spiel der DFB-Frauen im November 1982, erinnern.
Wohlleben: "Ich hatte im Fernsehen Ausschnitte gesehen vom Frauenfußball und dabei immer nur die schwachen Szenen gezeigt wurden. Und ein Wim Thoelke sich dazu obszön geäußert hat."
Thoelke in der Sportschau: "Laufen Erna! Ja, Erna ist die flinke noch…"
Trabant-Haarbach: "Dieses lächerlich machen über Frauen, die Fußball spielen, durchzog die Medien. Wir waren ja schon hart gesotten, weil, das, was man heute Sexismus nimmt, das war in den 70ern Normalität."
- Auszug aus Mädchen können kein Fußball spielen
Die Doku Mädchen können kein Fußball spielen blickt nicht nur auf die Fußballrealität im Westen, sondern auch die im Osten. Zwar ist hier Frauenfußball erlaubt, eine Nationalelf wird aber erst 1989 nach dem EM-Sieg der BRD-Frauen gegründet - mit dabei: Doreen Meier.
"Es war eine politische Dimension, die zur Gründung einer Nationalmannschaft geführt hat. Nicht, weil sie uns mal was gönnen wollten, sondern: 'Weltmeisterschaft, Olympisch, dieser böse Westen! Jetzt sind die auch noch Europameisterinnen geworden! Das geht so nicht!' Da war der Konkurrenzkampf Ost und West dann da." Doreen Meier in Mädchen können kein Fußball spielen
FluxFM-Kritik: Eine Fußball-Doku als filmisches Denkmal
Eine Doku als filmisches Denkmal für die faszinierenden Pionierinnen des Frauenfußballs in Deutschland. Mädchen können kein Fußball spielen, handelt aber nicht nur von ihrem jahrzehntelangen Kampf gegen - aus heutiger Sicht - absurde Vorstellungen und Vorgaben, die vor allem von Männern in allen möglichen Strukturen und Positionen geprägt wurden. Der Film handelt vor allem von einer Sache: Der Liebe zum Fußball und das sich Mädchen und Frauen diese trotz aller Hürden nicht haben nehmen lassen!