SOAP&SKIN mit Coveralbum "TORSO" | Feature
"Es lag sicher nicht in Bowies Idee, aber das grenzt ja an Jodeln" - Anja Plaschg im Interview über ihr Coveralbum
Die vergangenen Jahre war es etwas still um SOAP&SKIN, dem Musikprojekt der Österreicherin Anja Plaschg. "From Gas to Solid / you are my friend", die letzte reguläre Albumveröffentlichung, datiert aus dem Jahr 2018.
"Es würde mir total widersetzen ein Lied einfach so nachzuspielen." Anja Plaschg
2024 ist die schauspielende Musikerin aber dafür gleich an mehreren Fronten aktiv. Zum einen komponiert sie den Soundtrack für den Streifen "Des Teufels Bad", in dem sie selbst auch die Hauptrolle spielt. Zum Anderen ist über die Jahre die Idee gereift, ein Album voll mit Coversongs zu veröffentlichen. Jetzt ist "TORSO" erschienen.
Donauinselfestival 2022 und der Gedanke eines Coveralbums
Anja Plaschg ist keine Person, die sich leichtfertig an die Arbeit an ein neues Album macht. Vielleicht sogar noch mehr als bei Songs aus der eigenen Feder, plagten sie die Gedanken, wie aus dem Wust an möglichen Songs ein einheitliches Ganzes entstehen solle.
Anja Plaschg über innere Widerstände
Ob Coveralbum - ja oder nein? Die Frage hat sich mit heutigen Release von "TORSO" beantwortet. Worüber es zu keiner Zeit auch nur einen einzigen, zwiespältigen Gedanken gegeben hat, ist die Grundidee über die Art und Weise, wie sie an die Neuintepretation eines Songs heran geht - und was am Ende dabei entstehen soll.
Coversongs á lá SOAP&SKIN
Und auch bei der Auswahl der Songs, die mit auf "TORSO" sollen, macht es sich Anja Plaschg nicht einfach. Zwar befinden sich im Live-Repertoire der Österreicherin seit Jahren faszinierende Cover, die sie auch schon subtil auf Albumveröffentlichungen mit eingeflochten hat.
So zum Beispiel die Coverversion zu "Voyage Voyage", die schon auf "Narrow" als vollkommene Eigenkreation mit gesampelten Streichern einen Platz fand - jetzt aber in neuem Gewand wieder auftaucht. Solche Songs lassen SOAP&SKIN auch über Jahre nicht los.
"Ich hab den Anspruch, dass ich Dinge zeige oder vergrößere, die nur klein oder gar nicht vorhanden waren." Anja Plaschg
Es ist dabei aber nicht zwangsläufig so, dass Anja Plaschg nur die Songs covert, die ihr selbst am nähesten sind - ganz im Gegenteil.
Das Covern von Lieblingssongs
Fluch oder Segen?
Ihren anfänglichen Respekt vor Welthits hat Anja Plaschg über die Jahre abgelegt - diese Songs haben bereits gezeigt, dass sie funktionieren, meint sie im Interview. So finden sich auch Songs auf "TORSO" wieder, die fast größer sind als ihre Erschaffenden. "The End" von The Doors, "Pale Blue Eyes" von The Velvet Underground zum Beispiel - oder "What's Up von den 4 Non Blondes, ein weiteres gutes Beispiel der Cover, die sich seit Jahren im Repertoire von Anja Plaschg befinden.
Fast größer aber ist mittlerweile der Respekt vor - wie sie es nennt - "Kunstliedern.
Hits vs. Kunstlieder
Anja Plaschg schafft es für ihr Coveralbum eine Auswahl an Songs zusammenzustellen und so aus ihrem ursprünglichen Kosmos herauszuholen und ins SOAP&SKIN-Universum zu ziehen, dass es einem vor Erstaunen regelmäßig das Blut in den Adern gefrieren lässt. Die warme Dystopie eines "Voyage Voyage", das fast schon verzweifelt-wahnhafte "What's Up" oder das todessehnsüchtige "The End", was in der SOAP&SKIN-Version nicht nur wie Zynismus, sondern purer Ernst klingt. Die einzelnen Versionen nehmen kleine, teilweise kaum hörbare Versatzstücke aus den Originalen heraus und amplifizieren sie auf Maximallautstärke. Gleichermaßen ehrfürchtig und anerkennend, bleibt einem am Ende nichts anderes übrig, als sich mit größtem Respekt vor Anja Plaschg und diesem dunklen Meisterwerk eines Coveralbum zu verneigen.
Zum Schluss noch ein Blick in die Glaskugel: die zu Beginn kurz angerissene schauspielende Tätigkeit der Anja Plaschg wirft auch seine weiten Schatten auch auf das Musikprojekt SOAP&SKIN. Im Interview verrät sie uns, wie das Arbeiten am Filmset in Zukunft auch die Studioarbeit an ihren Alben verändern könnte.
Wir sind gespannt.